Positive Entwicklung im Jahr 2024 – danach werden schwierige Jahre für die Ferkelerzeugung erwartet
Hohe Beteiligung bei der Mitgliederversammlung in Bethen
Am 26. November 2025 fand die diesjährige Mitgliederversammlung der SWE e.V. in Bethen vor über 120 Teilnehmern statt.
Herausfordernde Zeiten für die Ferkelerzeugung
In ihrer Begrüßungsansprache berichtete die Vorsitzende Frau Maria Schulte, Meppen, von der aktuellen schwierigen Situation der Landwirtschaft und besonders der Ferkelerzeuger. Neben den schlechten Erzeugerpreisen fehle die Planungssicherheit bei den bevorstehenden Investitionen. Die aktuellen gesetzlichen Auflagen im Deckzentrum müssen überdacht und erleichtert werden. Dies auch vor dem Hintergrund des Arbeitsschutzes.
Rückblick auf das Geschäftsjahr 2024
Anschließend berichtete der Geschäftsführer Christoph Möhlenhaskamp über das abgelaufene Geschäftsjahr.
Auch er sprach die gesetzlichen Auflagen und Forderungen der Verbraucher u.a. nach höheren Haltungsstufen an. Der Ferkelerzeuger bzw. Mäster darf hierbei jedoch nicht auf den Mehrkosten sitzen bleiben. Denn „wer die Musik bestellt, der muss sich auch bezahlen“. Dies sei aktuell nicht der Fall. Aufgrund der zunehmenden Konzentration im Lebensmitteleinzelhandel (die 4 größten Händler Edeka, Rewe, Lidl und Aldi bestimmen mittlerweile 85 % des Marktes) und im Schlachthofsektor erhalte der Erzeuger aktuell das, was übrig bleibt. Gleichzeitig gehe die Schere zwischen Erzeugerpreis und Endverbraucherpreis weiter auseinander.
Preisdruck durch Marktstrukturen und gesetzliche Vorgaben
Nachdem die Ferkelpreise bis zum Sommer 2024 konstant bei 85 € lagen, sind sie im weiteren Verlauf gefallen und lagen am Jahresende bei 60 €. Durch den Ausbruch der MKS Mitte Januar 2025 erfolgte ein weiterer Preisrutsch auf 45 €. Bis zum Sommer sind die Ferkelpreise zwar leicht gestiegen. Aktuell liegt der Grundpreis jedoch nur noch bei 40 €. Um kostendeckend zu arbeiten müsste mindestens ein Preis von 56 € erzielt werden. Bei Einrechnung der noch zu tätigenden Investitionen liegt der Preis sogar bei 100 €. Aufgrund des Strukturwandels sind in den letzten 5 Jahren allein bei der Schweinebesamung Weser-Ems 250 Kunden aus der Ferkelerzeugung ausgestiegen.
Spermaabsatz und wirtschaftliche Entwicklung des Vereins
Im Berichtsjahr 2024 konnte der Spermaabsatz um 5 % gesteigert werden und es wurden insgesamt 1,55 Mio. Spermatuben verkauft. Die Schweinebesamungsstation bietet mit ihren über 920 Ebern in den Stationen Bethen, Dohren und Bollingen hierbei alle vom Markt geforderten Rassen und Genetiken an. Im laufenden Jahr hat sich der Spermaabsatz weiter stabilisiert und es wird noch mit einem leichten Zuwachs gerechnet. Die Gewinn- und Verlustrechnung weist für das Geschäftsjahr 2024 bei einem Umsatz von 8,38 Mio. Euro einen Überschuss in Höhe von 143 T€ aus.
Erfolgreiche Entwicklung des Tochterunternehmens
Als zweites Standbein betreibt der Verein die awe Agrarshop Weser-Ems GmbH. Hier wird landwirtschaftliches Zubehör für die Tierproduktion sowie Haus-und Hofbedarf vertrieben. Der Umsatz beim Tochterunternehmen konnte um 8,5 % gesteigert werden.
Stabilität beim Personal – Wahlen und Verabschiedungen
Insgesamt waren zum Stichtag 75 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt.
Bei den Wahlen wurden die bisherigen Vorstandsmitglieder Christoph Fröhle, Hammel und Frieder Menke, Bad Essen einstimmig wiedergewählt. Nach 33 Jahren Vorstandstätigkeit wurde Herr Hermann Dörmann, Bissendorf aus dem Vorstand verabschiedet. Als neue Vorstandsmitglieder wurden die Herren Thomas Hacke, Horstedt und Nils Meyer, Lotte einstimmig gewählt. Ebenso wurden die Kassenprüfer Michael Thien, Grönheim und Josef Kolbeck, Bockholte im Amt bestätigt.
Ehrungen für langjährige Mitarbeitende
Firmenjubiläen gehören zu den jährlich wiederkehrenden Höhepunkten der Veranstaltung. Manuel Kühr wurde für seine 10-jährige und Heinz Müller für seine 25-jährige Betriebszugehörigkeit ausgezeichnet. Zudem wurden die Herren Franz-Josef Grever und Heinz Vorwerk nach über 43 Jahren Tätigkeit für die Schweinebesamungsstation Weser-Ems e.V. in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet.
Investitionen und technische Neuerungen in 2025
Johannes Korfhage als technischer Geschäftsführer berichtete über Neuigkeiten und aktuelle Entwicklungen bei der Schweinebesamungsstation.
Investitionen in Höhe von über 300.000 € in den Bereichen BIO und IT Sicherheit sowie technologische Neuerungen in den 3 Laboren prägen die Ausgabenseite in 2025 maßgeblich.
Veränderungen im Eberbestand setzen Kosten unter Druck
Steigende Genetikgebühren führten bei einigen Eberrassen zu direkten Erhöhungen der Aufpreise innerhalb des Spermagesamtpreises. Durch die gestiegenen Eberbeschaffungskosten sind für die Zukunft auch Erhöhungen in den Grundpreisen zu erwarten.
Der Eberbestand und die aktuellen Veränderungen wurden erläutert. Der Anteil der Vitalrassen liegt per 31.10.2025 nach wie vor bei 62%, bei einer leichten Reduktion um 4,4%. Im Pietrain Bereich gab es eine Erhöhung um 4,8 %, bei einem Anteil am Gesamtverkauf von 37%. Die Verschiebungen innerhalb der Eberrassen führen zu erhöhten Kosten, da der Neuaufbau zusätzlicher Bestände und die Schlachtung vorhandener, produktiver Eber die Folge sind.
Ferkelmarkt 2029: Chancen trotz sinkenden Angebots
In der anschließenden Vortragsveranstaltung referierte Herr Mathias Klahsen, Leiter Sachgebiet Markt der LWK Niedersachsen, über das Thema: „Ferkelmarkt 2029 – Perspektiven für die deutsche Schweineproduktion“.
Sein Fazit: Deutsche Ferkel sind und bleiben ein knappes Gut. Es wird in den nächsten Jahren ein weiter sinkendes Angebot geben. Dies ermöglicht bessere Chancen für Spezialisten in der Erzeugung.
Klarer Appell an Politik und Lebensmitteleinzelhandel
Es setzt ein klares Bekenntnis der Schlachtindustrie und des LEH und somit des Verbrauchers zur deutschen Herkunft voraus. Allerdings bewegt sich die deutsche Schweinhaltung derzeit in einem Spannungsfeld zwischen verschiedenen Anforderungen, die nur schwer zu bewältigen sind. Vorrangig ist hierzu der hohe Investitionsdruck durch, von den EU-Normen abweichende gesetzliche Vorgaben in Deutschland, zu nennen. Im Sinne der Wettbewerbsfähigkeit muss die Politik diese überzogenen Auflagen den Ansprüchen der Notwendigkeit schnellstmöglich anpassen.

Bild oben:
v.l.n.r.: Johannes Korfhage, Mathias Klahsen, Maria Schulte, Christoph Möhlenhaskamp
Bild unten:
v.l.n.r.: M. Schulte, C. Möhlenhaskamp, die geehrten H. Müller, H. Vorwerk, F.J. Grever und J. Korfhage. Es fehlt M. Kühr.

